Dortmund ist jetzt „knietzschifiziert“

Der witzige Begriff ist ein Werbegag – dahinter verbirgt sich jedoch ein ernstes Anliegen: Anja von Kampen sprach am Montag äußerst lebendig über den Tod, morgens mit knapp 50 Viertklässlern der Jungferntalgrundschule, abends dann vor interessierten Erwachsenen im neuen MÖWE Trauerzentrum in Hörde.

Interessierte Gäste zum Thema „Wie mit Kindern über den Tod sprechen?“

Anja von Kampens Philosophie ist ganz einfach: „In jedem Leben findet Sterben statt.“ Und deshalb sollte auch der Tod zu den Themen gehören, über die man mit Kindern sprechen kann. Alles ganz einfach? Nein, denn den meisten Erwachsenen fällt es eben nicht leicht, über Trauriges und Verlustgefühle zu sprechen.

Fängt man aber erst einmal damit an, brechen manchmal alle Dämme. Die Kinder in der Jungferntalschule waren mit vollem Einsatz beim Thema und hatten viele Fragen. Viele wollten auch von ihren eigenen Erlebnissen erzählen. Die eingeplante Zeit war längst vorbei, aber die Kinder wollten immer noch mehr sagen, sodass die Lehrerin schließlich verlängerte. Am Schluss übergab Anja von Kampen dann ihr Buch „Knietzsche und der Tod“ für die Bücherei der Jungferntalschule.

Alle 88 Dortmunder Grundschulen bekommen jetzt jeweils ein Exemplar des Buches, das den Erwachsenen dabei helfen soll, mit Kindern über den Tod zu sprechen. Gesponsort werden die Bücher vom Bestattungshaus Huhn aus Huckarde. Bestatterin Sarah Huhn kennt die Ängste der Eltern, wie sie am Abend erzählt beim „Erwachsenen-Programm“ in der neu gegründeten MÖWE Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche in Hörde: „Oft wollen die Eltern den Kindern schwierige Sachverhalte ersparen – oder sich selbst.“ Aber die Gefahr sei groß, dass bei regelrechten Fehlinformationen die Kinder irgendwann doch dahinter kommen und dann das Vertrauen verlieren könnten.

Katrin Riebling (links) und Anja von Kampen in der MÖWE

Die Gäste in der MÖWE – größtenteils Fachpublikum oder Menschen, die sich ehrenamtlich in der Kindertrauerbegleitung engagieren wollen – diskutierten angeregt, über die Folgen, wenn Erwachsene nicht mit Kindern ehrlich umgehen rund um den Tod. Aber es war auch Thema, dass es durchaus auf die Altersgruppe ankommt, was wie zu vermitteln sei. Kleinere Kinder hätten beispielsweise keine Vorstellung vom Begriff „immer“, erläuterte Katrin Riebling, pädagogische Leitung von MÖWE, und würden manchmal glauben, dass der Opa, wenn er jetzt im Himmel ist, dann aber trotzdem zu ihrem Geburtstag kommt.

Insgesamt, so das Fazit des Erwachsenen-Abends, ist es vielleicht gar nicht so schwer, über die „normalste Sache der Welt, den Tod“ mit Kindern zu reden, wenn man mit Hoffnung und Humor über Fakten spricht und Gefühle zulässt.

 

 

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